Nutzungskonzept Gut Dutzenthal

Ökologische Bodennutzung in Dutzenthal

Der Gutsbetrieb Dutzenthal (Mittelfranken, Landkreis Neustadt a. d. Aisch) umfasst insgesamt 256 Hektar. Davon werden derzeit 144 Hektar als Ackerflächen genutzt. 92 Hektar sind Wald oder Aufforstungen, der Rest stehende Gewässer, Wege und andere Landschaftselemente.
In Dutzenthal soll die land- und forstwirtschaftliche Nutzung grundsätzlich nachhaltig und für die von extensiv genutzten Flächen abhängigen Agrobiozönosen förderlich geschehen. Typische Elemente der mittelfränkischen Kulturlandschaft sollen in ihrem Bestand gesichert, erhalten und wiederhergestellt werden; wo immer möglich soll der Natur der notwendige Raum zum Erhalt der regionaltypischen Biodiversität bereitgestellt werden. Dementsprechend hat die Stiftung im Jahr 2007 damit begonnen, die Flächen gemeinsam mit einem Biobetrieb aus dem Nachbardorf Unternesselbach zu bewirtschaften.
In den nächsten Jahren sollen in Dutzenthal zusätzlich zu der veränderten Bewirtschaftungsform verschiedene Einzelmaßnahmen durchgeführt werden, um insgesamt die ökologische Wertigkeit der Stiftungsflächen zu erhöhen. Grundsätzlich gilt, dass durch die Maßnahmen die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Betriebes nicht leiden darf, die Natur maximalen Nutzen zieht und die Flächen an ästhetischem Reiz gewinnen.


Wiederaufnahme von extensiver Beweidung

Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts waren noch weitaus mehr Flächen als gegenwärtig in Mittelfranken extensiv beweidet. Bedingt durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel in den 60er und 70er Jahren verschwand diese Bewirtschaftungsform in der Region fast völlig. Und mit ihr eine Vielzahl von daran angepaßten Tier- und Pflanzenarten. Deshalb plant die Karl-Oskar Koenigs-Stiftung-Nationalparke innerhalb der nächsten zwei Jahre rund 15 Hektar Ackerland und Aufforstungen in eine extensive Weidelandschaft zu überführen. Als Weidegänger vorgesehen ist das Fränkische Gelbvieh, eine für Mittelfranken typische Zweinutzungsrasse, die bestens an die klimatischen Verhältnisse der Region angepasst ist. Darüber hinaus zählt das fränkische Gelbvieh inzwischen zu den aussterbenden Haustierrassen, auch sie ein Opfer der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft.

Renaturierung und Neuanlage von Gräben, Teichen und Kleingewässern

Der Aischgrund ist eine vorzügliche Karpfengegend. Er wäre auch eine hervorragende Gegend für Amphibien, Libellen und Wasserinsekten, doch ihnen fehlt der Lebensraum, denn wo der Fisch, da in der Regel kein Frosch. Im Zuge der Flurbereinigung und wegen der weitgehenden Aufgabe der Weidewirtschaft in Mittelfranken verschwanden viele ehemals von Amphibien und ihren Hausgenossen genutzten Kleingewässer. Ehemalige Tränkteiche und Mergelgruben wurden verfüllt oder trockengelegt, feuchte Senken oder Ackerränder unter den Pflug genommen. Die immer besser befestigten Forst- und Wirtschaftswege verhindern das Entstehen von tiefen, zeitweise wassergefüllten Wagenspuren, die von einigen Spezialisten als Lebensraum genutzt werden. Um Gelbbauchunke, Laubfrosch und Co. wieder Raum zu geben, möchte die Stiftung innerhalb der nächsten Jahre auf ihren Flächen bestehende Gräben und Teiche ökologisch verbessern sowie neue Kleingewässer schaffen. Durch eine naturschutzgerechte Pflege sollen die so entstandenen Lebensräume langfristig ihren Beitrag zum Erhalt der regionalen Artenvielfalt leisten.

Lebensraum Hecke

Auf dem Gelände der Karl-Oskar Koenigs-Stiftung-Nationalparke bietet sich die einzigartige Möglichkeit, Naturschutz und Landwirtschaft im besten Sinne miteinander zu vereinen. Dazu gehört es, ökologische Fehler der Flurbereinigung der vergangenen Jahre, wie zum Beispiel die Beseitigung von Hecken, so weit möglich rückgängig zu machen. Sie sollen auf den Stiftungsflächen neu angelegt werden. Dadurch soll auf dem gesamten Gelände der Strukturreichtum erhöht werden und Nistplätze sowie Versteckmöglichkeiten geschaffen werden. Die neu anzulegenden Hecken sollen einzelne größere Felder unterteilen und entlang der Grenzen zu benachbarten Flächen angelegt werden. An ausgewählten Standorten wird eine natürliche Heckensukzession zugelassen.

Waldumbau

Während der vergangenen Jahrzehnte wurden in Dutzenthal an einigen Stellen standortfremde Nadelbaumbestände angepflanzt. Diese sollen in den nächsten Jahren wieder entfernt werden. An manchen Stellen werden die Aufforstungen in Weideflächen überführt, an anderen wird eine natürlich Waldentwicklung zugelassen. Diese Maßnahmen stellen einen wichtigen Schritt hin zu einer natürlichen Artenzusammensetzung und Waldentwicklung auf dem Stiftungsgelände dar. Desweiteren wird der Waldsaum wo möglich aufgelockert; der vor allem für Vögel wichtige Lebensraum Waldrand wird auf diese Weise optimiert. Im geschlossenen Bestand lässt die Karl-Oskar Koenigs-Stiftung alte Biotopbäume stehen, ein großer Teil des Totholzes verbleibt im Wald. Davon profitieren zum Beispiel der Hirschkäfer, Spechte, Eulen und andere Höhlenbrüter.

Brachen

Brachliegende Felder sind wichtige und artenreiche Sonderbiotope, die in früheren Zeiten häufig innerhalb unserer Kulturlandschaft zu finden waren. In Dutzenthal wird ein Teil der bewirtschafteten Flächen in Dauerbrachen umgewandelt und im mehrjährigen Rhythmus gemulcht. So bleibt die ausgesprochen blütenreiche (und damit Lebensgrundlage für viele Insekten) Ackerbegleitflora erhalten.

Anpflanzen von Feld- und Obstbäumen

Zur Auflockerung der landwirtschaftlichen Flächen werden in den nächsten Jahren auf den Flächen von Dutzenthal einzelne Feld- und Obstbäume in die Schläge gepflanzt. Zum einen erhöhen diese solitären Baumgestalten erheblich den ästhetischen Reiz einer Landschaft, zum anderen erfüllen sie verschiedene ökologische Funktionen: als Ansitz für Greifvögel, als innerhalb der Äcker gelegene Rückzugsinseln für Tiere, als Habitatbäume für Insekten und Vögel.

Anlage und Pflege von Sonderbiotopen

Puntkweise werden auf der Stiftung in Zukunft Sonderbiotope wie Trockensteinmauern, Stein- oder Asthaufen angelegt. Davon profitieren alle Arten von Kriechtieren wie z.B. die Zauneidechse und Kleinsäuger. Diese Biotope werden im Rahmen von freiwilligen Arbeitseinsätzen gepflegt und vor Einwachsen bewahrt. Ebenso ist die Stiftung bereits seit mehreren Jahren daran bemüht, einen alten eingewachsenen Wachholderbestand wieder freizustellen um ihn im nächsten Schritt wieder, wie ehemals, zu durchweiden.

Wege in Dutzenthal

Die Flächen der Karl-Oskar Koenigs-Stiftung Nationalpark zeichnen sich durch eine ausgesprochene Schönheit und Ruhe aus. Um diese genießen und entdecken zu können, legt die Stiftung momentan neue Spazierwege rund um das Wasserschloß an. Die Spazierwege sollen zu den schönsten Flecken der Stiftung führen, an besonderen Punkten sollen Informationstafeln errichtet werden.

Nutzung des Schlosses

Im Rahmen der gemeinamen Initiative „Natur-Forum Schloss Dutzenthal“ der Karl-Oskar Koenigs-Stiftung-Nationalparke und Euronatur finden regelmäßig Seminare, Workshops oder Strategiegespräche zu Themen des Natur- und Umweltschutzes statt. So wollen die Karl-Oskar Koenigs Stiftung Nationalparke und die Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur) dazu beitragen, neue Ideen und Wege für den Schutz unseres Naturerbes zu entwickeln.